Fortbildung: Mit Selbst- & Co-Regulation ganzheitliche Bildungsprozesse begleiten

Fortbildung: Mit Selbst- & Co-Regulation ganzheitliche Bildungsprozesse begleiten

Rebekka Emersleben

Pädagogische Fachkräfte sind täglich multifaktoriellen Belastungen und Stressoren ausgesetzt, die den subjektiv empfundenen Stress erhöhen. Es gilt, den (neurodivergenten) Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Pädagogische und bürokratische Arbeitsaufgaben sollen qualitätsgerecht unter Zeitdruck umgesetzt werden. Der eigene Anspruch ist dabei oft hoch. Die tägliche Lärmbelastung und Emotionsarbeit kosten den Organismus zusätzlich sehr viel Energie. Kommen dann noch Konflikte im Team, mit SchülerInnen oder Eltern hinzu und treffen dabei individuelle Prägungen und (unbewusste) dysfunktionale Bewältigungsstrategien aufeinander, ist die Stressverarbeitungskapazität schnell überschritten und es zeigen sich Stressanzeichen auf körperlicher, kognitiver und psychischer Ebene sowie im (Sozial-) Verhalten. 

Alle genannten Belastungsfaktoren haben gemeinsam, dass sie das sympathische Nervensystem aktivieren, das uns hilft, mit Stressoren umzugehen, indem es Energie mobilisiert, sodass wir leistungsbereit und wachsam sind. Eine normale tägliche Stresskurve zeigt für gewöhnlich regelmäßig Phasen einer höheren sympathischen Aktivierung, gefolgt von Phasen der Entspannung bei Aktivität des parasympathischen Nervensystems. Der Organismus stellt Energie bereit, um die unterschiedlichen Anforderungen zu bewältigen. Können die Anforderungen aber nicht bewältigt werden, da sie in der Summe zu viel, in der Dauer zu lang und im einzelnen überfordernd sind, kann der Mensch unter toxischen Stress geraten. 

In der Folge der multifaktoriellen andauernden Belastung in pädagogischen Einrichtungen, bei gleichzeitig unzureichenden Möglichkeiten für Selbst- & Co-Regulation, kann es bei pädagogischen Fachkräften und Kindern zu einer (chronischen) Überaktivierung des sympathischen Nervensystems, aber auch zu dorsal-vagalen Untererregungsphänomenen führen, also zu Überlebensreaktionen - den Notfallprogrammen des Organismus.

Bei häufigen Zuständen der Über- und Untererregung und gleichzeitig fehlender Möglichkeit zur Selbst- & Co-Regulation, können sich gravierende negative Auswirkungen für die Gesundheit, Persönlichkeit, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung ergeben.

Wie können wir dem individuellen Stress und Belastungserleben persönlich, im Team und strukturell begegnen, damit wir Bildungs- und Entwicklungsprozesse sinnvoll, fördernd und korrigierend begleiten können? 

Wie können langfristig alle Beteiligte dabei gesund, zufrieden, motiviert, leistungsfähig und empathisch bleiben?

Es gilt, Stressanzeichen wahrzunehmen, einzuordnen und mithilfe von Selbst- & Co-Regulation auf das subjektive Stresserleben ausgleichend Einfluss zu nehmen. 

Schwerpunkte der Fortbildung:

  • Wir differenzieren Stressanzeichen und erforschen die Sprache des Nervensystems
  • Wir erarbeiten ein Basiswissen aus den Neurowissenschaften: das dreieinige Gehirn, das autonome Nervensystem und das Stresstoleranzfenster
  • Wir unterscheiden akuten, chronischen und traumatischen Stress
  • Wir beleuchten, inwiefern individuelle Prägungen das subjektive Stresserleben beeinflussen
  • Wir betrachten den Zusammenhang von Selbst- & Co-Regulation und Resilienz
  • Wir formulieren und erproben Formen der Selbst- & Co-Regulation